Cradle-to-Cradle: Future Forward

Die Essenz von Delta spiegelt sich perfekt in der Cradle-to-Cradle-Philosophie wider, erzählt Coert Zachariasse, der Geschäftsführer von Delta, in diesem Interview. Das Upcycling aller Materialien eines Gebäudes ist ein Vorbild für Nachhaltigkeit und basiert auf unseren Future Forward-Prinzip.

Können Sie erklären, wie es zu Cradle-to-Cradle (C2C) kam?

C2C wurde von Michael Braungart, einem deutschen Chemiker, und William McDonough, einem amerikanischen Architekten, gegründet. Sie sind die Erfinder und Schöpfer des Cradle-to-Cradle-Designrahmens. Sie begannen 1987 und machten den Cradle-to-Cradle-Designrahmen nach und nach zu dem, was er heute ist.

Der C2C-Ansatz ist auf Produkte aus verschiedenen Sektoren anwendbar, darunter neben dem Immobiliensektor auch der Automobilsektor, Konsumgüter, Elektronik und Textilien. Es handelt sich um einen ganzheitlichen Ansatz, der sich auf die soziale Verantwortung (Fairness) konzentriert, mit dem Ziel, einen positiven Einfluss auf den Planeten und die Menschheit im weiteren Sinne zu haben.

Es ist sinnvoll, zwischen dem Immobiliensektor und dem Industriesektor zu unterscheiden. Im ersteren werden Produkte hauptsächlich bis auf die molekulare Ebene hinunter betrachtet. Dies trägt dazu bei, gesunde Produkte zu entwickeln, die nie als Abfall enden, sondern als Nahrungsmittel in der Technosphäre oder Biosphäre zirkulieren; bei Immobilien geht es um die Wiederverwendung gebrauchter Materialien.

Können Sie erklären, was Immobilien für Delta bedeuten?

Vom Anfang im Jahr 2023 an hat sich Delta auf C2C konzentriert und so ist Delta zu einem der Pioniere in der weiteren Entwicklung und Expansion der Cradle-to-Cradle-Philosophie bei Immobilien in den Niederlanden geworden. Dies bedeutete, dass wir eigentlich das Rad neu erfinden mussten.

Unsere ganze Denkweise musste sich ändern und alle Materialien mussten neu entworfen werden, um flexibel und wiederverwendbar zu sein. Die Baumaterialien mussten einfach zu demontieren sein, sich in einzelne Typen trennen lassen und für die Wiederverwendung markiert werden können. Es war ein echter Wandel, mit dem die Materialien schließlich vollkommen zirkulär wurden, also Teil eines Kreislaufs. Dies macht unsere Gebäude zu nachhaltigen und wertvollen Rohstofflagern.

Es sieht nach viel Arbeit aus und das ist es auch, doch es ist die Mühe wirklich wert, denn es hat eine enorm positive Auswirkung auf das Klima und auch auf das Image des Unternehmens selbst, sodass es letztendlich Kosten spart.

Das erste C2C-Projekt von Delta: Fokker

Nicht lange nachdem ich das Unternehmen von meinem Vater übernommen hatte, begann die Sanierung der ehemaligen Fokker-Flugzeugfabrik in Schiphol Ost.Dort lernte ich den amerikanischen Architekten William (Bill) McDonough kennen.Er ist Mitautor des Buches Cradle to Cradle: Remaking the Way We Make Things. Damals hatte ich mit Nachhaltigkeit noch nicht viel am Hut, aber diese Geschichte hat mich sehr angesprochen.

Vor allem der Gedanke, dass wir in einer Welt mit endlichen Rohstoffen nach dem Prinzip Make-Use-Waste leben, das zu enormer Umweltverschmutzung führt und zu einer wirtschaftlichen Krise. Mir wurde klar, dass es bei Nachhaltigkeit nicht so sehr um Einsparungen geht, sondern vor allem um ein fundamentales Umdenken, das für den Umstieg auf ein Kreislaufsystem wichtig ist (being less bad is not being good).

Dies war der Punkt, an dem ich mich entschloss, diese Philosophie für unsere Gebäude anzuwenden. Dies gab unserer Arbeit auf einmal wesentlich mehr Sinn und wir arbeiteten mit einem besonders guten Gefühl. Wir sparen nicht nur durch die Wiederverwendung von Materialien, was auf der Hand liegt, sondern auch bei unserem CO2-Fußabdruck. Dies liegt daran, dass das in den Materialien eingeschlossene CO2 viel länger brauchbar bleibt und nicht erneut hergestellt werden muss.

Wie verhalten sich die Kosten von Cradle-to-Cradle im Vergleich zu traditionellen Baumethoden?

Mittlerweile haben sich die Kosten angeglichen, aber die Frage ist trotzdem interessant, denn eigentlich geht es darum, welche Kosten man betrachtet. Wie gesagt ist C2C ein holistischer Prozess, der weit mehr umfasst als nur den Blick auf die Kosten. Er konzentriert sich auf langfristige Wertschöpfung und soziale Verantwortung (Fairness) mit positiven Auswirkungen auf das Klima. Was ist es Ihnen wert?

Aber gut, am Anfang lagen unsere Kosten etwa 10 bis 15 Prozent höher. Dies lag vor allem an den Kosten der Fehler, die wir jedoch machen mussten, um die bestmöglichen Prozesse zu entwickeln. Dafür haben eine integrierte Lieferkette von den Unternehmen bis zu den Lieferanten geschaffen. Die Unternehmer wurden im Tausch für eine Preferred Partnership schon sehr früh in den Prozess mit einbezogen und haben aktiv an der Entwicklung mitgearbeitet.

Diese Zusammenarbeit und diese Herangehensweise führten letztendlich zu einer Kostenreduzierung. Ein zusätzlicher Vorteil war übrigens die Schaffung eines neuen Wissens- und Interessensnetzes, das Raum für Zusammenarbeit und Innovation bietet. Das hat dazu geführt, dass sich unser Beschaffungswesen verändert hat von: „Das ist es, was wir wollen, gib uns den niedrigsten Preis“ zu: „Das ist unser Budget und unsere Ambition, entwerft mit uns und liefert uns die höchste Qualität“, und das ist eine schöne und notwendige Veränderung, die auch viel mehr Spaß macht.

Was würden Sie anderen Entwicklern raten, die Cradle-to-Cradle-Prinzipien in ihre Bauprojekte integrieren wollen?

Ich würde vor allem auf Partnerschaften und die Integration der Lieferkette achten. Dies ist der Schlüssel zur Innovation und um fundamentale Veränderungen im Bau zu realisieren. Die Innovationskraft steckt oft tief in der Lieferkette bei den Unternehmen und Lieferanten und hängt nicht so sehr von Baubetrieben und Architekten ab.

Außerdem denken die meisten noch immer viel zu sehr an kurzfristige Gewinne, während wir langlebige Gebäude mit einem Blick auf die Zukunft und ihre Herausforderungen realisieren sollten.

Schauen Sie also in Ihren eigenen Modellen vor allem danach, wie der langfristige Wert entstehen sollen und suchen Sie das Gespräch, um weitere Gewinne zu realisieren. Wir schauen viel zu oft nur auf die Kosten, während Nachhaltigkeit und C2C eine Investition in Qualität darstellen, die auf lange Sicht nur Vorteile für alle Beteiligten bieten.

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